Freitag, Januar 08, 2010

Demotape: Dünne Stellen

[Nur so:]

Wir alle wissen, dass Waschmaschinen geheimnisvolle Portale sind, die dünne Stellen in unserer Dimension durchbrechen und in eine fremdartige andere Dimension münden, die wir der Einfachheit halber Sockendimension nennen.
In dieser Sockendimension werden Menschen von Socken durchgescheuert, heißt es. Wir wissen zwar, dass diese Sockendimension existiert, doch über die Sockendimension selbst wissen wir wenig.


Oft gelingt einzelnen Socken die Flucht durch die Dimensionen, sie versuchen es ständig, denn die Sockendimension ist der Ort, an dem jede Socke sein will. Doch wenn ein Mensch, eine Nicht-Socke, erst einmal in die Sockendimension gelangt ist, findet meist nicht mehr als ein einzelner Fuß wieder den Weg zurück in unsere Dimension. Daher sind Berichte über die Sockendimension selten. Man sagt, dass man versehentlich in ein Dimensionsportal eingesaugt werden kann, wenn man den Härtegrad des heimischen Wassers nicht kennt und am siebten Tag nach einem Wollwaschgang um kurz nach sieben Uhr abends noch Baumwolle und Kunstfaser zusammen gewaschen hat und dann das Flusensieb ausleeren will. Sobald man das Flusensieb, das eigentlich ein interdimensionales Rückhaltenetz für Menschen ist, aus dem Sockendimensions-Portal entfernt hat, wird man hineingesogen. Und nie wieder gesehen. Angeblich.

Was die wenigsten Menschen wissen: Die Sockendimension ist nicht die einzige Dimension, die gefährlich nah an unsere grenzt und manchmal mancherorts Dinge (sprich: Menschen) spurlos aus unserer Welt verschwinden lässt. Noch weniger als über die Sockendimension wissen wir über die Zigarettenautomatendimension. Schon der Name ist den wenigsten geläufig, doch immer wieder verschwinden anständige Menschen (sprich: Ehemänner) auf dem Weg zum Zigarettenautomaten und bleiben verschollen. Niemand weiß wie sie verschwinden und absolut niemand weiß wohin. Gelegentlich tauchen sie viele Jahre später wieder auf, ihre braun verbrannten, nackten Leichen werden in brasilianischen Vorstadtbordellen aufgefunden und irgendein ahnungsloser Barmixer-Schrägstrich-Dorfarzt hat ‘Herzinfarkt’ auf den Totenschein gekritzelt und der Leiche ein pinkfarbenes Cocktailschirmchen in die Nase gesteckt. Man kann nur vermuten, welche schrecklichen Qualen die armen Seelen erleiden mussten, während sie zwanzig Jahre lang versuchten, aus der Zigarettenautomatendimension wieder zurück zu ihrer treusorgen Ehefrau Else in die Plattenbausiedlung in Bochum-Wattenscheid zu gelangen.


1 Kommentar:

K. hat gesagt…

Die Sache mit den Dimensionen muss ich noch mal überdenken.

Momentan glaub ich noch an Flusi, das kleine hungrige Sockenmonster. Würde sich in meinem nächsten Urlaub mal jemand seiner annehmen?