Freitag, Juli 31, 2009

Ich werde älter

Aus gegebenem Anlass wollte ich mich eigentlich Trost und Verständnis suchend darüber auslassen, wie alt ich doch mittlerweile bin. Leicht jammernd wollte ich davon berichten, wie viele bekannte Menschen unseres täglichen Lebens jünger sind, aber mehr erreicht haben als ich. Mir fielen allerdings nur Enie van die Meiklokjes und Tokio Bill ein. Bei meinen (rudimentären) Recherchen stellte sich dagegen heraus, dass sogar ein Brad Pitt älter ist als ich. Ja selbst Ricky Martin hat mehr Jahre auf dem Buckel. Okay, Frank Muniz, der Typ aus „Malcolm mittendrin“ ist jünger, aber all meine Idole aus Film und Fernsehen sind älter.

Dafür sind Elisha Cuthbert (Schnuckel aus 24), Alexis Bledel (Schnuckel aus Gilmore Girls), Evengeline Lilly (Schnuckel aus Lost), Portia de Rossi (Schnuckel aus Ally McBeal) und Charlize Theron (Schnuckel aus jedem Film außer Monster) jünger als ich. Aber das geht in Ordnung, schätze ich.

Ich stehe also gar nicht so schlecht da. Und letzten Endes habe ich ja als Mann den Vorteil, nicht älter, sondern nur interessanter zu werden. Stimmt’s nicht, ihr jungen Dinger?


Donnerstag, Juli 30, 2009

Aus dem Schlafzimmer



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Ganz schön geil.


Betroffen oder nicht?

Geht es nur mir so oder stinkt euch auch dieses heuchlerische Betroffenheitsgetue in deutschen Boulevard Magazinen? Natürlich müssen diese Sendungen jeden Tag aufs Neue Material heranschaffen, und natürlich muss die Palette der Themen von superlustig bis schrecklich grausam reichen. Natürlich kommen jeden Tag in Deutschland ganz ganz herzige Hundewelpen zur Welt und ein Kamerateam ist stets vor Ort. Natürlich verschwindet in Deutschland täglich irgendwo ein Kind oder wird tot und misshandelt aufgefunden, stets mit dem Kamerateam dabei.

All das ist ja verständlich (und schon schrecklich genug). Aber wenn die Moderatorin der Sendung eben noch lächelt und sich strahlend über die Welpen auslässt um im nächsten Moment noch schlechter als jeder Seriendarsteller ihren Gesichtsausdruck von happy auf betroffen umstellt und die Stimme senkt, als müsse sie ein Weinen unterdrücken, kommt mir die Galle hoch.

Ist es denn nicht möglich, diese Sendungen so zu strukturieren, dass nicht schreckliche Meldungen direkt an schöne Meldungen anschliessen? Könnte man zwischen den Beiträgen nicht einen Trenner einfügen, damit man dieses lächerliche, im Grunde schon verhöhnende Gebaren der Moderatorinnen nicht miterleben muss?

Bitte keine Kommentare dazu, dass ich mir solche Sendungen ja nicht anschauen muss. Mir fiel das nur beim letzten Gezappe auf, wo ich Unterhaltung während meines Mittagessens suchte. Und kaum irgendwo zeigt sich die Oberflächlichkeit und der Zynismus des deutschen Fernsehens besser als in diesen kurzen Momenten.

Also liebe Blitz, Sam, Taff etc. Moderatoren: versucht euch doch mal ein wenig in Neutralität. Denn eines ist gewiss, die Beiträge (ob die neutral sind, wäre schon die nächste Frage) sprechen meist ohnehin für sich und ihr seid damit ohnehin überflüssig.

Ich glaub bei meinem nächsten Mittagessen kuck ich die Tagesschau.

Mittwoch, Juli 29, 2009

Buy bye

Der Tabakladen im Braunschweiger Hauptbahnhof wollte vermutlich im Angesicht des „Service Points“ und des „Ticket Terminals“ seine Internationalität ein wenig unterstreichen. Zu diesem Zweck stellten die Betreiber eine Werbetafel vor ihr Geschäft, die in großen Lettern und in englischer Sprache von einer bemerkenswerten Aktion kündete. „Buy 1 get 2nd half Price.“

Dann allerdings müssen sich die Aufsteller gedacht haben, dass Braunschweig vielleicht doch nicht so kosmopolitisch ist und der gemeine Pfeifenraucher vielleicht nicht so viel Englisch versteht, womit dieses Plakat schier Geschäftsschädigend sein könnte. Also schrieb man den Text übersetzt und etwas kleiner darunter. Und als wäre das nicht schon lächerlich genug (denn man hätte es ja gleich auf Deutsch schreiben und auf das Achsointernationale verzichten können) bekommt die Übersetzung auch noch eine unbedeutende neue Information dazu. Denn anders als im Englischen besteht der deutsche Werbetext darauf, dass man das zweite preiswertere Zippo zum halben Preis bekommt. Aha!

Also liebe Tabakleute, warum schreibt ihr nicht gleich eure Botschaft in der Landessprache und schafft es damit auch zu sagen, was ihr sagen wollt? Wozu das globale Getue, bloß weil ihr euren Laden in einem Bahnhof habt? Einen Bonus bekommt ihr zumindest für das stilisierte Streichholz in dem Wort Zippo.

Dienstag, Juli 28, 2009

Tornados in Afghanistan

Als ich in der Zeitung die Überschrift las, die Bundesregierung wolle Tornados nach Afghanistan schicken, dachte ich, man hätte damit einen Weg gefunden, sich in Zukunft vor Orkanen wie Kyrill zu schützen – indem man sie einfach deportiert.

Die Free-Refill-Frage

Zunächst solltet ihr die Überschrift fünf mal schnell hintereinander aufsagen, ohne euch zu verhaspeln. Und dann könnt ihr mir mal folgende Beobachtung erklären: In vielen Fast-Food-Restaurants gibt es mittlerweile Free-Refill-Aktionen. Was nichts anderes bedeutet, als der immer während mögliche Gang zum Getränkeautomaten, um seinen Becher wieder aufzufüllen.

Als ich vor kurzem allerdings im Subway saß und an meinem Sandwich kaute, fiel mir auf der Karte auf, dass man kleine, mittlere und große Becher kaufen kann. Der große Becher ist tatsächlich 90 Cent teurer und nimmt einen halben Liter mehr Flüssigkeit auf. Nun frage ich mich, wieso es unterschiedlich große Becher gibt, zu unterschiedlichen Preisen, wenn ich doch jeden immer wieder nachfüllen darf. Schön blöd müsste ich sein, den 0,9l Becher zu erstehen, anstatt einfach den günstigeren 0,4l Becher zu wählen und einmal mehr zum Automaten zu gehen. Kann man denn wirklich so faul sein, dass man lieber den großen Becher bezahlt (und auch wenn man diesen auffüllt, könnte man die gleiche Menge mit mehreren 0,4 Bechern erreichen – ihr versteht schon worauf ich hinaus will)?

Oder geht Subway einfach davon aus, dass die meisten Kunden sich über so etwas gar keine Gedanken machen, sich den großen Becher schnappen, weil sie Durst haben und gar nicht free refillen wollen?

Vielleicht mache nur ich mir über so etwas Gedanken. Und jetzt weiter die Überschrift wiederholen.

Montag, Juli 27, 2009

oJE

Letztens stand ich im O2 Shop meines nicht mehr vorhandenen Vertrauens. Eine Frau kam in den Laden und fragte den Verkäufer: "Was ist denn besser? D1 oder D2?" Der Verkäufer blickte sie zunächst ratlos an und erklärte dann, dass sie sich in einem O2 Shop befände. Die Frau sah ich um, sagte "Oh." Und gleich darauf "Und was ist nun besser? D1 oder D2?" Ich grinste. Der Verkäufer fragte, wo sie denn wohne, und da sie wohl im tiefen Harz beheimatet war, riet er ihr zu D1, wegen der hohen Netzabdeckung. Die Frau verließ das Geschäft und ich fragte mich, ob man solche Verkäufer bei sich arbeiten lassen sollte. Schließlich wäre es doch seine Aufgabe gewesen, die Frau von O2 zu überzeugen. Nicht zuletzt, weil O2 einen Partnervertrag mit T-Mobile hat und man im Grunde überall ein Netz zu gleichen Konditionen bekommt, wo O2 und D1 verfügbar ist – nur mit günstigeren Tarifen (nein nein, ich möchte hier jetzt keine Werbung machen, auch wenn ich grad in der Homezone sitze).

Außer mir hat das aber wohl niemand mitbekommen und der Vertriebsprofi arbeitet noch immer dort…

Sonntag, Juli 26, 2009

Verdammt, wo ist mein Auto?

Ich finde es toll, wenn Politiker mit gutem Beispiel voran gehen. Echt.
Ich frage mich allerdings warum das in Deutschland so selten vorkommt.

Im Radio habe ich grade gehört, dass gemeine Diebe unserer Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt [während ihres einwöchigen Urlaubs in Alicante an der spanischen Ostküste] ihren Dienstwagen gestohlen haben. Und der war gar nicht mal so billig.

Ich freue mich, dass ich unseren Staatsköpfen mal wieder mit meinem Steuergeld einen erholsamen Trip ermöglichen konnte. Und gerne stelle ich ihnen auch anteilig eine neue S-Klasse vor die Tür. Denen geht's ja sonst so schlecht. Stressiger Alltag und ständig eine neue Diät. So ein paar Tage Sonne und Sangria tun denen einfach mal gut. Einfach mal abschalten. Ne?

Liebe Frau Schmidt, ich finde es gut, wenn Sie Ihren Wagen nach ein paar Tassen Sangria an der Strandbar stehen lassen [war Ihr Chauffeur eigentlich auch im Urlaub?]. Immerhin haben Sie ein Zeichen für unsere trichtersaufende Jugend gesetzt [ich habe mich in meiner Jugend übrigens lieber ans Dosenstechen gehalten]. Don't dink and drive. Sehr gut. Diese Devise passt ja auch fabelhaft zu Ihrem Amt. Sie haben quasi authentisch gehandelt.

Aber mal ehrlich. Ist Ihnen das jetzt nicht ein wenig peinlich? Also mir würde sich an Ihrer Stelle echt der Magen umdrehen. Doch vermutlich würde ich das auch erst bemerken, nachdem ich den durch den letzten Sangria veruraschten, alkoholgeschwängerten Tunnelblick verloren habe [und diese Tatsache beziehe ich jetzt ausschließlich auf meine Trinkgewohnheiten unter Spaniens Sonne].

Wie kommen Sie jetzt eigentlich zurück? Müssen Sie Montag nicht wieder im Büro sein? Kann ich Ihnen meine Hilfe anbieten? Darf ich Ihnen Flugticktes für Sie und Ihre Begleitungen zustellen lassen? Business Class versteht sich. War Ihr Wagen eigentlich schon bezahlt? Wenn nicht, könnten wir auch darüber reden, dass ich die restlichen Leasingraten übernehme. Keine Sorge. Ich helfe gerne und bin diskret. Es bliebe also unter uns. Ein Skandal so kurz vor den Bundestagswahlen reicht ja auch, oder?

Samstag, Juli 25, 2009

Haribo - das reimt sich so

Wer kennt den uralten Haribo Werbereim nicht? „Haribo macht Kinder froh – und Erwachsene ebenso.“ Den kann vermutlich jeder textsicher mitsingen. Genau wie auch den Bonduelle Song, der jetzt übrigens einen leicht abgewandelten Text hat und nicht mehr „Bonduelle ist das famose Zartgemüse aus der Dose“ heißt. Bestimmt gibt es sogar ein paar frühere Fernsehjunkies, die das Ültje Lied noch im Ohr haben: „Kaum steh ich hier und singe kommen sie von nah und fern“ usw.

Was ich aber eigentlich erzählen wollte, war meine heutige Entdeckung auf einer Haribo Happy Cherries Tüte. Da steht der markige Reim nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch und Französisch. Und siehe da – auch in diesen Sprachen hat man sich einen Reim darauf gemacht.

„The Happy World of Haribo – Kids and Grown-Ups love it so“ und „Haribo c’est beau la vie pour les grands et les petits“. Ist das nicht goldig? Und es passt sogar noch zur Melodie.

Ich wüsste zu gerne, ob es das auch noch in anderen Sprachen gibt (die ich dann natürlich gar nicht mehr verstehen würde). Außerdem interessiert mich, wie man in Frankreich und England das Wort Haribo ausspricht. ‘aribo und Harry Boe vielleicht?

Salat mit Thunfisch und Thunfischsalat

Kennt ihr eigentlich den semantischen Unterschied zwischen Thunfischsalat und Salat mit Thunfisch?

Nach einem schönen Schwimmbadbesuch kehrten wir bei einem Italiener ein und ich bestellte, aus mangelndem Hunger und erwachtem Gesundheitsbewusstsein, einen Thunfischsalat. Erwartet hatte ich eine Schüssel mit leckerem grünen Salat, vielleicht hier und da eine Tomate, ein bisschen Zwiebel, möglicherweise eine leckere weiße Soße dazu und… einige Brocken Thunfisch. Bekommen habe ich einen Teller mit einem Haufen breiiger Thunfischmasse, garniert mit etwas Petersilie und einigen Zwiebelstückchen. Kann sich jemand an den Mr.Bean Sketch erinnern, in dem er aus Unwissenheit in einem Restaurant Tartar bestellt? Ungefähr so saß ich ebenfalls vor meinem Gericht.

Ich fragte die Bedienung, ob das wirklich mein Salat sei und sie bestätigte es mit den Worten „Ich dachte mir schon, dass Sie sich was anderes darunter vorgestellt hatten. So machen die Italiener eben Thunfischsalat. Ich wollte Sie eigentlich warnen.“

Hat sie aber nicht. Und diese Erklärung half mir nun auch nichts mehr. Ich hatte ihn bestellt, musste ihn bezahlen und die Kellnerin musste sich nicht wundern, für die eingestandene unterlassene Hilfeleistung kein Trinkgeld zu bekommen. Ein Thunfischsalat ist eben kein Salat mit Thunfisch. Wieder was gelernt.

Auch Rauchen ist ein Killerspiel

Nächste Woche bringt das dritte Programm des SWR die Sendung „Quergefragt“. Eine Diskussionsrunde, die sich mit aktuellen Themen beschäftigt. In der anstehenden Ausgabe geht es um das Verbot von Killerspielen. Wahrlich sensationell daran ist, dass es der SWR endlich geschafft hat, einen Medien-, vielleicht sogar Geld geilen, jungen Mann zu finden, der von sich selbst behauptet, jahrelang Killerspiele (Counterstrike etc.) gespielt zu haben. Soweit, so trivial. Doch er wird auch behaupten, dass diese Killerspiele seine Hemmschwelle herab gesetzt hatten. Dass er also auf dem Weg zum Amokläufer war. Mit anderen Worten ausgedrückt. Wasser auf die Mühlen der weiteren Gäste, wie den Präsidenten des deutschen Lehrerverbands (und Rektor eines bayrischen Gymnasiums – wie passend) Josef Kraus und die ehemalige Familienministerin Renate Schmidt. Die Runde wird durch Margarethe Schreinemakers komplettiert. Was die hier allerdings verloren hat, ist mir ein noch größeres Rätsel, als der Sinn der Diskussion. Worüber soll denn diskutiert werden? Haben wir die Hexe nicht schon längst gefunden und steht der Scheiterhaufen nicht bereits lichterloh in Flammen? Sind sich nicht alle einig, dass Killerspiele böse sind, böse machen und verboten gehören?

In dieser Runde sitzen also ein Typ, der mal ins Fernsehen will, eine Ministerin, die nicht mehr von sich reden machen kann, eine Fernsehmoderatorin, die sich in Belgien verkrochen hat und die niemand mehr sehen will und ein Bayer. Stark.

In einer ct-Ausgabe schrieb Benjamin Benz wunderbar im Editorial, das Land bräuchte Verbote. Zum Beispiel müsse Brot verboten werden. Denn mindestens 90% aller Amokläufer hätten 24 Stunden vor ihrer Gewalttat Brot gegessen. Auch Eltern gehörten verboten, denn die Statistik belege: jeder Verrückte habe welche. Gut beobachtet. Ich lege noch einen dazu, auch wenn ich es nicht statistisch belegen kann: Zigaretten gehören endlich komplett verboten. Wollen wir wetten, wie viele der einsamen, desorientierten, vielleicht sogar unterschichtigen Computerspieler, die keine Anerkennung, niemanden zum Reden und keine Perspektiven haben, rauchen? Wäre das nicht ein kräftiges Argument für die noch immer anhaltende Diskussion über einen Deutschland weiten Schutz der Nichtraucher? Die Nichtraucher würden nicht nur vor Qualm, sondern auch vor tödlichen Schüssen in den Kopf geschützt. Denn beinahe jeder Amokläufer raucht. Dies sollte doch jedem Föderalismus zum Trotz das Argument schlechthin sein.

So, ich mache mir jetzt ein Brot, rufe meine Mutter an und verpasse diese Sendung. Weil ich vermutlich Amok laufe. (Hallo, liebes BKA, das war jetzt keine Androhung)

Plural

„Du sag mal, brauchen Kaktusse eigentlich viel Licht?“

„Keine Ahnung, aber ich habe da ein paar Albumse, da könnte es drin stehen. Die sind im Regal, direkt neben den Atlassen.“

Ein Tag mit gutem Verkehr

Am nächsten Wochenende habe ich frei und ich werde mir die Zeit nehmen, einen Tag lang einfach nur in meinem Auto herum zu fahren. Und zwar so, wie ich es tagtäglich auf Deutschlands Straßen erleben muss. Auf der Hutablage meines Wagens wird ein Hut liegen, weil er dahin gehört. Und ich werde es nicht eilig haben, werde mich nicht provozieren lassen und werde die Ruhe selbst sein.

Am wichtigsten ist es, auf allen Straßen 70 Stundenkilometer nicht zu überschreiten. Besser ich fahre noch etwas langsamer. Dass die Straße vor mir frei ist und hinter mir etwa 20 Wagen her fahren (inklusive LKW) wundert mich nicht. Ich beachte es gar nicht, sondern freue mich über meine Freiheit. An Ortsschildern werde ich zweierlei tun. Wenn mir das Dorf gefällt, bremse ich am Ortseingang scharf auf 30 km/h ab und halte diese Geschwindigkeit bis etwa einen Kilometer hinter den Ortsausgang. Oder ich bleibe einfach bei meinen 70 Stundenkilometern, wenn ich das Dorf nicht mag. Ansonsten sind 30 Stundenkilometer innerorts die Anschlaggrenze meiner Tachonadel.

An Ampeln halte ich so, dass etwa zwei Wagenlängen Platz zu meinem Vordermann bleiben. Dann ruckle ich im Standgas langsam vorwärts, so dass die hinter mir stehenden Fahrzeuge gezwungen sind, ebenfalls langsam vor zu watscheln (oder eine peinliche Lücke in der Schlange zu lassen). Wenn die Ampel auf grün springt, gebe ich Gas, rolle aber so lange im ersten Gang, bis ich fast zum Stillstand komme, bevor ich in den zweiten Gang schalte und wieder eine Zeit lang warte, bis ich weiter beschleunige. Meist habe ich die 50 km/h erreicht, wenn die Ortschaft zu Ende ist (oder die nächste bereits anfängt).

Kreisverkehre sind ganz besondere Gebilde, die einer besonderen Sorgfalt und Aufmerksamkeit bedürfen. Wenn ich einen Kreisverkehr erreiche, so blinke ich zunächst mal rechts, bleibe aber abrupt stehen und vergewissere mich, dass von keiner Seite auch nur irgendein Fahrzeug in den Kreisel fährt. Erst wenn ich mir dessen absolut sicher bin, schleiche ich hinein in den Kreisel, blinke sofort links, nehme den Bogen extra weit, halte weiter Ausschau, blinke wieder rechts und verpasse vor lauter Gucken und Blinkerwechseln meine Ausfahrt, so dass ich noch zwei bis drei Runden drehen muss. Fährt ein anderes Auto in den Kreisel bleibe ich vor Schreck stehen.

Wenn unterwegs Traktoren oder Fahrradfahrer oder Motorroller die Fahrbahn versperren, bleibe ich hinter ihnen. Niemals würde ich es wagen zu überholen, selbst wenn die Gegenspur (die ja nur leidlich ausreichen würde) völlig frei ist. Fährt das, ich sage mal, Hindernis auf die rechte Seite um mich endlich vorbei zu lassen, so blinke ich erst, mache zwei bis drei Schulterblicke und fahre im Schritttempo an der Gefahrenstelle vorbei. Dann „beschleunige“ ich, wie oben beschrieben.

Natürlich fahre ich Vorausschauend. Biegt weit vor mir ein Auto auf meine Fahrbahn ein, bremse ich sofort stark ab. Nicht dass der Vordermann den Eindruck gewinnt, ich würde dicht auffahren oder gar drängeln. Nichts liegt mir ferner. Meist lasse ich ohnehin einen so großen Abstand zum Vordermann, dass der mich nicht mal im Rückspiegel sehen kann.

Hin und wieder werde ich gewiss auf die Autobahn müssen. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass 100 km/h hier für mich die Höchstgrenze ist. Und die linke Spur gehört selbstverständlich mir.

Der Beschleunigungsstreifen muss sofort verlassen werden, selbst wenn ich noch nicht mal 50 Stundenkilometer schnell bin. Ähnlich verhält es sich bei der Ausfahrt. Hier sollte schon auf der Autobahn so extrem und abrupt abgebremst werden, dass man die Spur keinesfalls verpassen kann.

Natürlich ist mir klar, dass ich mir mit diesem Verhalten den Zorn so manchen Rasers aufhalse. Aber das kümmert mich nicht. Ich habe schließlich Zeit, muss keinen Termin einhalten, muss nicht zur Arbeit, habe keine schwangere Frau auf dem Rücksitz oder einen Koffer voller guter Ausreden, weshalb rasen erlaubt sein müsste.

Schließlich tue ich etwas für die Umwelt und die Verkehrssicherheit, wenn ich die anderen Autofahrer dazu erziehe, gefälligst langsamer als erlaubt zu sein. Ich hoffe wirklich, dass mein Beispiel weiter Schule machen wird, sich mehr diesem Grundsatz anschließen und plädiere hiermit für maximale 30 Stundenkilometer auf allen Straßen.

Freitag, Juli 24, 2009

Und zwar

[Als ich heute Morgen um 5:42 mit dem Zug auf Reise gehen musste]

Und zwar kam ein junges hübsches Ding auf mich zu und fragte: „Und zwar würde ich gerne wissen, wo ich denn ein Semsterticket bekomme.“ Ich antwortete, sie solle am Schalter fragen, wunderte mich aber doch über diese Fragestellung. Sie sagte weder „Hallo“, noch „Guten Morgen“, noch etwas wie „Entschuldigen Sie…“. Ihr Satz begann einfach mit „Und zwar“. Ich persönlich bin ja der Meinung, dass man alleinstehende Sätze und schon gar nicht Dialoge mit „Und zwar“ beginnen sollte. Oder beenden.

Vermutlich wollte sie folgendes sagen: „Guten Morgen. Es tut mir schrecklich leid, Sie zu stören, denn obwohl Sie sehr gut aussehen, habe ich den Eindruck, dass Sie noch nicht so ganz fit sind und sicherlich Ihre Ruhe möchten. Allerdings strahlen Sie eine solche Kompetenz aus, dass ich Ihnen eine Frage stellen muss, die mir den Schlaf raubt und die mir niemand sonst beantworten kann, und zwar…“

Keine Ahnung, warum sie das Gespräch nicht so begonnen hat. Was ich aber weiß, ist, was ich von Gesprächen, die nicht so beginnen halte, und zwar.

Bin sympathisch Laden

Ich habe heute im Netz mal nachgesehen, was Osama Bin Laden, die alte Klopapiermütze, zur Zeit eigentlich treibt. Dabei stoß ich auf einen [zugegebenerweise schon älteren] Artikel, den SpOn veröffentlichte und während ich die Artikel so überfliege, lese ich "Bin Laden geht mit neuem Video auf Sympathienfang". Wow, denke ich. Ist es ihm in den pakistanischen Höhlen langsam zu kalt geworden? Wird er auf die alten Tage weich? Geht Bin Laden auf Schmusekurs und versucht, die Welt für sich zu gewinnen? Was für eine Sensation. Erinnert mich irgendwie an Britney Spears, die ebenfalls demnächst mit neuem Video wieder versuchen wird Sympathien zu sammeln. Als ich die Überschrift dann aber nochmals genauer lese, steht da "Bin Laden geht mit neuem Video auf Sympathisantenfang." Achso, Business as usual also.

Mittwoch, Juli 22, 2009

Männer. Ich weiß etwas, das ihr nicht wisst.

Zumindest bin ich mir sicher, dass über 90% von euch da draußen es nicht wissen. Dabei könnte es so hilfreich, ja wichtig für euch sein. Und soll ich euch erzählen, weshalb ihr es nicht wisst? Weil nur Frauen darüber Bescheid wissen. Weil sie es sich heimlich weiter erzählen, beim Shoppen, beim Brautkleid aussuchen, beim gemeinsam die Toilette besuchen. Oder – und das ist der wahrscheinlichste Fall – weil Mütter es ihren Töchtern weiter tragen, während wir Männer unwissend manipuliert werden und die Frauen sich wissend zunicken und lächeln.

Worum es geht, wollt ihr wissen. Ums Heiraten. Um das Anschneiden der Torte. Um das kleine, unmissverständliche Zeichen beim Schneiden. In den meisten Fällen wird es nämlich so ablaufen, dass der Mann, der Gentleman, sich das Messer schnappt, an der Torte ansetzt und die frischgebackene Ehefrau ihre Hand auf die seine legt. Dann schneiden die beiden das erste Stück an. Der Mann drückt, aber die Frau dirigiert. Alle jubeln. Ein harmonisches Bild. Das gemeinsame Anschneiden. Alle anwesenden Männer denken sich nichts. Und alle anwesenden Frauen nicken sich gegenseitig zu, als wollten sie sagen: "Sehr gut, sie wird die Hosen anhaben in dieser Ehe. Er führt zwar aus, aber sie regelt, wie er es tut." Die Schwiegermutter wird mit Tränen in den Augen die Hände falten und seufzen.

Männer, sagt selbst, ihr seid entsetzt. So manipuliert zu werden, ist nicht schön. Aber euch kann geholfen werden. Ihr habt ja mich, der das Geheimnis für euch ans Tageslicht gebracht hat. Und es ist ganz einfach, denn wir drehen den Spieß einfach um. Wir überlassen das Messer der Braut, geben ihr also im wahrsten Sinne des Wortes das Heft in die Hand. Wir hauchen ihr ins Ohr, wie glücklich wir sind, sie gefunden zu haben und legen sanft unsere Hand auf die ihre. Dann werfen wir einen kurzen Blick in die Runde der Gäste, nehmen mit Wohlwollen die entsetzten Gesichter der Frauen und besonders der Schwiegermutter wahr und dirigieren sodann das Messer durch den Kuchen.

Und dann, zu Hause, lieben und ehren wir die Braut, so wie versprochen und lassen sie in dem Glauben, die Hosen in der Ehe anzuhaben, lächeln leise und freuen uns, rechtzeitig das entscheidende Zeichen gesetzt zu haben, dass dem nicht so ist. Das mag vielleicht nicht helfen, wenn sie von uns verlangt, den Müll runter zu tragen. Aber beim nächsten Besuch der Schwiegereltern wird die Stimmung eine ganz andere sein.

Der flache Affekt

Nicht verwechseln: Spricht man vom flachen Affekt, ist damit effektiv die affektive Flachheit gemeint und nicht die affektierte Oberflächlichkeit, die aber unter Umständen einen abgeflachten Affekt als Effekt auslösen kann.

Lassen Sie mich durch

"Sehr geehrte Fahrgäste. Sollte sich in diesem Zug ein Arzt befinden, so möchten wir ihn bitten, sich im Bistrowagen zu melden. Vielen Dank." Nur wenige Sekunden nach dieser Durchsage hetzen eine Handvoll junge, engagierte Männer durch den Gang. In ihren Gesichtern steht der hippokratische Eid geschrieben, ihre Augen leuchten, ihr Blick ist ernst und fokussiert. Ich hoffe, einer von ihnen trägt den Nachnamen House. Und ich erinnere mich an einen lange gehegten Wunsch. Den, mich durch eine Menschenmenge zu drängeln, die bedeutungsschwangeren Worte "Lassen Sie mich durch. Ich bin Arzt" zu rufen und mit Wohlwollen festzustellen, dass ein jeder zur Seite tritt und Platz schafft. Dieser Wunsch kommt gleich nach dem, mich in einem voll besetzten Lokal an den dort stehenden Flügel zu setzen, eine Elton-John-Performance hinzulegen und damit alle anwesenden Damen heiß und die Männer neidisch zu machen. Hach ja. Dann beobachte ich weiter die Regentropfen an der Scheibe, die Spermien gleich zu einem Ei im hinteren Zugteil eilen.

Traumkaffee

Notiz an mich selbst:
Darauf achten, den Tetrapak mit der Milch aus dem Kühlschrank zu nehmen.
Kaffee mit Traubensaft schmeckt nämlich nicht ganz so gut.

Ach, übrigens:


Ich liebe Endorphine.

Und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Am meisten aber noch vor dem Frühstück.


O. - hat sogar seine eigene Drogenküche
[Manchmal jedenfalls...]

Montag, Juli 20, 2009

Die Septumplastik

Mein Weg zur Nasenscheidewandkorrektur – sinnlose Ängste und positive Erfahrungen


Nein. Ich habe mir keine Möpse machen lassen. Die Abbildung rechts spielt in diesem Blogeintrag lediglich die Rolle des -offensichtlich gut funktionierenden- Eye-Catchers.

Für alle, deren Latein-Wortschatz sich [übrigens genau wie bei mir] auf das "vedi veni vici" des allseits bekannten Claims auf der Marlboro-Packung begrenzt:

Das Septum (lat. saeptum „Zaun“, Plural Septa oder Septen) bezeichnet eine Scheidewand.

In meinem Fall also die Nasenscheidewand - in Fachkreisen auch "Septum nasi" genannt.



Die Vorgeschichte

Einige interessierte Leser kennen das Vielleicht: Du hast Probleme mit der Nasenatmung. Du wachst morgens auf und hast, wie eigentlich immer, die ganze Nacht durch den Mund geatmet. Dein Rachen schmerzt und fühlt sich an als hätte jemand mit rauem Sandpapier auf deinen Schleimhäuten rumgeschmirgelt. Außerdem macht dich der dauerhaft unruhige Schlaf langsam echt wahnsinnig. Deine ständigen Atemaussetzer zwingen dich immer wieder zum Aufwachen und daran, dass du jemals in der ach so wichtigen Tiefschlafphase warst, kannst du dich schon lange nicht mehr erinnern. Körper und Geist „danken“ es dir, indem sie dir das Gefühl von Dauermüdigkeit geben. Du fühlst dich ausgepowert, ganz egal wie lange du vor dich hin geschnarcht hast, ein Gefühl von Erholung stellt sich nie ein.

Falls du ein Doppelbett hast und der „Beifahrerplatz“ eigentlich regelmäßig durch deinen Partner frequentiert sein sollte, gibt es immer wieder miese Stimmung. Dein Schnarchen ist nämlich dermaßen laut, dass es für dein Umfeld echt unerträglich ist.

Ich bin heute 30 Jahre alt und mindestens die Hälfte dieser Zeit hat mir meine Nase ernorme Probleme bereitet, die sich alles andere als positiv auf meine Lebensqualität ausgewirkt haben. Dabei hatte ich noch Glück, denn nach insgesamt 3 Nasenbeinfrakturen wirkte meine Nase rein äußerlich noch sehr grade. Nein, ich bin kein Rowdy aber der Unfall lauert eben überall und ehe man sich versieht – schwups, ist der Knorpel wieder durch.

Zum ersten Mal habe ich meine Nasenprobleme vor gut 7 Jahren selbst als lästig empfunden. Da begonnen nämlich die ständige Mundtrockenheit und der unruhige Schlaf. Das Gefühl von starkem Dauerschnupfen – 365 Tage im Jahr, und sobald ich mich in die Horizontale begab war es komplett vorbei mit Luftzügen durch die Nase.

Da ich Arztbesuche nach Möglichkeit gerne vermeide und Wartezimmer bei mir eine ähnliche Stresssituation auslösen, wie überfüllte Supermärkte an einem Samstagvormittag, mit mega-langen Schlagen an den Kassen, habe ich mich erst in 2004 dazu durchringen können, mich wegen all der Probleme rund um meine Nase beim HNO-Arzt vorzustellen. Diesem Arzt bin ich übrigens bis heute als „treuer“ Patient hold geblieben und würde ihn jedem, der mich darum bittet, uneingeschränkt empfehlen.

Die Untersuchungen waren nicht „schlimm“ aber recht zeitaufwendig. Allergietests, Röntgenaufnahmen, Ultraschall und einiges mehr habe ich über mich ergehen lassen. Bis die Diagnose feststand. Eine krumme Nasenscheidewand und bedingt durch das „Pfeifen aus dem letzten Loch“ stark angeschwollene Nasenmuscheln, die eine Luftpassage durch die Nase quasi ausschließen. Er riet mir zur Korrektur des „Nasenbeins“, sah aber schnell, dass mir etliche Gegenargumente durch den Kopf schossen und erklärte mir, dass es vielleicht auch schon mit der Verkleinerung der Nasenmuscheln durch eine Laser-OP getan sein könnte. Die Chancen auf Besserung durch diesen Eingriff lägen aber lediglich bei 50%. Meine Vorstellung davon, dass mir jemand im Tiefschlaf die Nase aufschneidet, mir den Knochen entfernt, ihn mit dem Schnitzelklopfer begradigt und ihn mir anschließend wieder einoperiert, ließ mich schnell zu der Entscheidung kommen, dass wir es erstmal mit dem Laser probieren sollten. Dieser Eingriff erfolgte dann wenige Wochen später. Mein HNO-Arzt hat Belegbetten in einem unserer Krankenhäuser und die OP selbst durchgeführt. Es verlief echt gut und ich hatte wirklich keinerlei Schmerzen nach dem Eingriff. Lediglich die Nachsorge-Besuche beim Doc ließen mir immer wieder die Tränen in die Augen schießen, als mir die ganze Kruste aus der Nase gezogen wurde. Aber dafür hatte ich einen Trost, denn mit jedem Brocken Schorf, der tief aus meiner Nase entfernt wurde, bekam ich besser Luft. Und am Ende der Behandlung, nach ca. 3 Wochen Wundheilungsprozess, fühlte ich mich wie ein junger Gott. Ich wusste wirklich nicht mehr, wie toll es sein kann, wenn man tief Luft holen kann.

Dieses Glück hielt ca. 4 Monate, danach schwollen die Nasenmuscheln wieder an, denn die Eigentliche Ursache wurde ja nicht „bekämpft“ und mein HNO-Arzt sollte am Ende mit seinen Zweifeln an dauerhafter Besserung im Recht bleiben.

In den ersten 3 Tagen nach meiner Laser-OP musste ich im Krankenhauss verweilen. Vermutlich hatten sie nicht ausreichend belegte Betten und wollten mich deswegen nicht entlassen. Jedenfalls habe ich in dieser Zeit viele Menschen gesehen und einige davon auch kennen gelernt, die den größeren Eingriff über sicher haben ergehen lassen. Die Septumplastik. Die sahen echt alle aus wie Zombies. Tiefblaue, fast schwarze Blutergüsse unter den Augen, die Nase von der Stirn bis zum Kinn im Gips und eine riesiger Verband um den ganzen Kopf herum. Außerdem hingen sie an diversen Schläuchen, die klare Flüssigkeiten auf der einen Seite in den Körper und rot-braune auf der anderen Seite wieder heraus führten. Kein schönes Bild und schmerzhaft muss das auch gewesen sein. Die durchschnittliche Verweildauer dieser Patienten im Krankenhaus, lag übrigens bei gut 3 Wochen.

Bei diesem Anblick fühlte ich mich in meiner Entscheidung nur lasern zu lassen absolut bestätigt. Jedenfalls für’s Erste. Denn wie schon erwähnt, war mein Stück neuer Lebensqualität nicht von Dauer. Da diese Bilder aus dem Krankenhaus bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben, arrangierte ich mich schnell mit der zunehmend wieder schlechter werdenden Atmung und allen Begleitproblemen, die damit einhergingen.

Als meine bereits mehrfach beschriebenen Probleme im April 2009 dann ausgeprägter denn je waren (jedenfalls nach meiner subjektiven Wahrnehmung), entschloss ich mich, die Bilder der Nasenpatienten schon längst wieder verdrängt, zum Besuch bei meinem Lieblings-HNO-Arzt. Da inzwischen 5 Jahre vergangen waren, also wieder die gleiche Prozedur. Allergietest, Röntgenaufnahmen, Ultraschall, etc. Mit dem gleichen Befund wie in 2004. „Junge, deine Nasenscheidewand muss dringend begradigt werden“. Da waren sie wieder – die Bilder aus dem Krankenhaus und zwar glasklar. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch und ehrlich gesagt auch am Rest des Körpers, stiegt ich ins Gespräch ein. Was mich direkt wieder etwas beruhigte, war sein Rat mich nicht in meiner Heimatstadt operieren zu lassen, denn „hier“ mache man keine „schönen“ Nasen, sagte er. Seine Empfehlung lautete auf eine Tagesklinik in einer rund 40 KM entfernten Nachbarstadt. Dort sollten seiner Meinung nach zwei Chirurgen ihr Handwerk ausüben, die im gesamten Bundesgebiet als Koryphäe gelten. Ich räumte mir etwas Bedenkzeit ein, ließ mir den Überweisungsträger aber gleich mitgeben. Nachdem ich mit meinem Arbeitgeber gesprochen habe und mit ihm einen passenden Zeitraum für meine Arbeitsunfähigkeit gefunden habe, vereinbarte ich einen Beratungstermin in der HNO-Klinik. Bevor ich diesen Termin wahrnahm, recherchierte ich dummerweise noch im Netz und stieß auf die wildesten Horrorgeschichten, die mit der Septumplastik in Verbindung standen. Viele wirklich schreckliche Fotos und sogar einige Videos ließen mich beim Gedanken daran, dass mir das auch bevorstehen könnte, fast umkippen. Genau das ist der Grund dafür, dass ich dir von meiner OP berichte. Ich erwarte keine Fanpost, ich möchte lediglich mit dem Bild aufräumen, das allgemein im Netz zu finden ist und dir die Angst nehmen. Denn meine OP verlief super, keine Probleme, Komplikationen, kein KH-Aufenthalt, keine Blutergüsse, nicht mal Schmerzen.

Der Tag der OP

Ich wurde an einem Donnerstag operiert. Um 9:45. Acht Stunden vorher nichts essen, 6 Stunden vorher nichts trinken und am besten auch nicht rauchen. Letzteres habe ich einfach ignoriert. Denn wenn ich morgens schon keinen Kaffee bekomme, dann will ich meinen Nikotinspiegel wenigstens befriedigen. Aber im Grunde ist das Wurscht, denn es hat sich in keiner Form negativ auf meine OP ausgewirkt.

Ich erwähnte schon, dass ich mich in einer Tagesklinik einfand. Das gesamte Team war sehr nett. Es begann mit meiner Anmeldung und dem folgenden Gespräch mit dem Narkosearzt. Anschließend durfte ich mich in einem dieser elektrisch verstellbaren Wellnessselssel im Wartezimmer niederlassen und darauf warten, dass ich an der Reihe bin. Ich war Patient „10“ und auf dem Tisch lag grade Nummer „8“. Das war das erste Mal, dass ich es nicht als total lästig empfand beim Arzt warten zu müssen. Neben Nasen wurden an diesem auch Bänder operiert und so wurden im Viertelstundentakt neue Patienten aus den Aufwachkabinen zurück ins Wartezimmer geführt um mit Kaffee und Wasser den Kreislauf in Schwung zu bringen, bevor sie nach dem kurzen Gespräch mit dem Doc, der kürzlich an Ihnen rumgeschippelt hat, wieder auf freien Fuß gelassen wurden. Allerdings nur, wenn sie vorher dafür gesorgt haben, dass sie von einer Begleitperson abgeholt werden. Wenn dem nicht so war, hat die freundliche OP-Schwester den Abtransport gemanagt, dies bedeutete allerdings etwas Wartezeit. Wie auch immer, ich fand es total witzig all diese Menschen in ihrer Aufwachphase beim Klarwerden zu beobachten. Die haben sich alle total trottelig verhalten und beim Gedanken daran, dass ich bald in der gleichen Situation sein werde, musste ich sogar einmal laut lachen. Meine präoperative Aufregung, die mich die Nacht zuvor nicht schlafen ließ, verschwand mit jeder neuen Nase, die aus der Kabine ins Wartezimmer gebracht wurde. Die Leute sahen den Umständen entsprechend echt gut aus. Keine blutunterlaufenen Augen, kein Gips, kein Tropf, keine Drainagen. Lediglich ein kleiner Tupfer unter der Nase, der mit zwei Gummibändern von Ohr zu Ohr befestigt war. Ich war sogar ein wenig neidisch auf sie, denn sie bekamen von der Schwester einen Kaffee gereicht.

Als ich am wenigsten damit gerechnet habe, kam eine OP-Schwester zu mir und sagte, dass ich der Nächste sei. Ich habe meine Schuhe ausgezogen, meine Trainingsjacke in meiner Aufwachkabine abgelegt und bin ihr lockeren Fußes in den OP-Saal gefolgt. Ich musste nicht mal eines dieser komisch anmutenden und jeden Mann etwas Schamesröte ins Gesicht treibenden „Engelshemdchen“ überstreifen. Ich durfte mich in Trainingshose und Poloshirt auf den Tisch legen. Das Anästhesieteam war schon vollständig versammelt und bevor ich mich versah, hatte die Schwester mir den Zugang gelegt. Als mein Chirurg neben mir stand, wusste ich, dass es losgeht. Der Anästhesist erklärte mir noch kurz, dass ich gleich ein warmes Kribbeln verspüren werde und dann sanft einschlafen werde. Ich wollte noch einen flachen Witz reißen aber bevor ich dazu kam, war ich bereits weggetreten.

Ich weiß nicht mehr wovon ich träumte aber ich hörte, dass aus der Ferne mein Name gerufen wurde. Erst waren diese Rufe ganz weit weg und kamen dann immer näher. Bis ich meine Augen öffnete und die freundliche Schwester über mir stand. „Sie sind jetzt fertig. Nehmen Sie sich noch etwas Zeit zum Aufwachen und stehen Sie nicht alleine auf. Ich hole Sie gleich ab.“ Mein erster Griff ging zum Kopf. Und ich war beruhigt, dass ich da auch keinen flächendeckenden Verband gefunden habe sondern lediglich diesen kleinen „Tupfer“ unter meiner Nase, den ich an diesem Tag schon vielfach belächelt habe. Ich ließ meinen Kopf wieder fallen und dämmerte weiter. Ich weiß nicht wieso, aber ich träumte von einem Besuch auf den Wiesn. Bevor ich mir die zweite Mass bestellen konnte, war die Schwester wieder an meinem Bett und zog mir grade meine Schuhe an. Sie hakte mich ein und brachte mich auf wackeligen Beinen in den Wartebereich. Ich freute mich, denn ich wusste ja was mich da erwartet. Der erste Kaffee des Tages. Man, der hat geschmeckt! Noch etwas benommen genoss ich die Restwirkungen der Narkose und schlürfte meinen Becher aus. Ich konnte es eigentlich gar nicht glauben, aber ich hatte überhaupt keine Schmerzen und es lief auch nirgends Blut. An meine Nasescheidewand wurden zwei Plastikschienen genäht, diese alleine sollen dafür sorgen, dass die Nase in den Tagen nach der OP nicht verrutscht. All meine Sorgen wegen diverser Horrormeldungen in Internetforen, zu Komplikationen und mega Nasentampons zur Blutstillung, waren echt umsonst. Es ging mir wirklich gut. Jedenfalls den Umständen entsprechend. Mein Transfer zur Klinik und wieder nach Hause war durch meine Eltern sichergestellt. Mein Vater hat sich dafür sogar extra Urlaub genommen. Dafür noch mal vielen Dank an beide!

Ich dachte grade darüber nach mir einen zweiten Kaffee zu zapfen als der operierende Arzt zu mir kam. Ein echt sympathischer Mensch. Er bestätigte mir noch mal, dass alles gut verlaufen ist, er durch die insgesamt drei Frakturen aber etwas mehr zu „hämmern“ hatte. Aus seiner Sicht spräche nichts mehr dagegen, dass ich die Klinik nun verlasse. Er verschrieb mir Nasenöl und –spray und eine kleine Packung Paracetamol. Also nichts, wofür ich ein Rezept gebraucht hätte. Ich war kurz davor ihn zu bitten mir ein „richtiges“ Schmerzmittel zu verordnen, habe mich dann aber doch für’s Abwarten entschieden. Er würde mich am Abend um 18 Uhr anrufen um sich nach meinem Wohlergehen zu erkundigen und nach vier Tagen, also am Montag, soll ich ihn in seiner Praxis besuchen. Da werden voraussichtlich schon die Schienen entfernt.

Insgesamt war ich gute 2,5 Stunden in der Klinik. Also ging alles super fix. Die OP alleine hat irgendwas zwischen 20 und 30 Minuten gedauert.

Zu Hause angekommen habe ich mich erstmal auf’s Sofa gelegt und bin direkt eingedöst. Als ich eine Stunde später wach wurde, fing es an zu bluten und es wurde eine ganze Menge Sekret ausgeschieden. Mit hochziehen und ausspucken, ordentlich tupfen und ein paar Eiskrawatten habe ich das am Abend aber in den Griff bekommen.

Die Tage bis zur Nachuntersuchung

In den folgenden Nächten konnte ich kaum schlafen. Das lag daran, dass die Nase voller Schorf war und ich überhaupt gar nicht durch sie atmen konnte.

Dies war bei mir jedoch die einzige echte Unannehmlichkeit, die sich einstellte. Mal abgesehen von dem Sekret, dass immer mal wieder auslief. Und wenn ich ehrlich bin, schlecht Atmen zu können war ich ja gewohnt. Bisher wirkte diese OP für mich wie ein Spaziergang. Ich war auf meinen Kontrolltermin am Montag gespannt.

Zurück am Ort des Geschehens

Ich fieberte meinem Werkstatttermin am Montag entgegen. Ich sollte mich ja beim Doc zur postoperativen Nachsorge einfinden.
Spektakulär waren die Schienen, die er mir aus der Nase zog. Die hatten ungefähr das Format von Kinder-Ski. Ich war echt erstaunt wie leicht die sich entfernen ließen.
Der Arzt sah mich mit einem fetten Grinsen an und sagte "jetzt atme mal" (nagut, ich gebe zu: Wir waren beim "Sie"). Als ich den ersten Luftzug nahm, fiel mir ein großer Stein vorm Herzen. Der Sauerstoff ging gefühlt bis in die tiefeste Hirnwindung.

Der restliche Verlauf war nicht weiter tragisch. Täglich verbesserte sich mein Zustand und nach zwei Wochen durfte ich auch endlich wieder duschen.
Okay, letzteres war ein Spaß! ;-)
Ich sollte zwei Wochen nichts tun, wobei ich einen roten Kopf bekommen könnte. Also nicht schwer heben, kein Sport und auch nicht in der Straßenbahn pupsen...

Heute, ca. 2,5 Wochen nach der OP, ist alles wieder tutti. Ich war sogar schon wieder beim Sport.
Wenn du mich fragst ob sich der Eingriff gelohnt hat und ob ich es ggf. wieder machen ließe, würde ich bedingungslos zusagen.
Ich schlafe die Nacht komplett durch, schnarche nicht mehr und bringe beim Sport locker die doppelte Leistung.
Außerdem wasche ich meine Wäsche selbst, kann meine Hemden bügeln, Fenster putzen und man sagt - sogar gut kochen...
Im Grunde bin ich der perfekte Schwiegersohn - aber psst, sag's nicht weiter!

O.

Sonntag, Juli 19, 2009

Um die Zukunft sorgen

Ein Zitat von Charles Kettering, aus aktuellem Anlass:


Wir sollten uns um die Zukunft sorgen, denn wir werden den Rest unseres Lebens darin verbringen.

Männer sind Schweine

... und doch einfach unersetzlich. So braucht Frau - zumindest in der heterosexuellen Variante - Mann zum Kuscheln. Richtig, denn Romantik ohne Mann wäre ja Rotik. Vorne noch ein E - und schon ist man bei Erotik. Aber das nur am Rande.

Jedenfalls sind Männer eigentlich immer roh und haben einen Tick. Aber zusammen ergibt das nun mal alle Zutaten für etwas Romantik:







Morgendliche Selbsterkenntnis

Ich bin eine Sau. Ich erkläre mal kurz warum: Dienstreisen erledige ich in aller Regel mit der Bahn und den Öffis. Das hat den Vorteil, dass ich während der Reise noch arbeiten oder mich auf einen Termin vorbeireten kann. Ich bin nämlich unter anderem ein Body-Typ, wie mir die Unterlagen vom Effective Learning Skills Team der University of Bradford mitgeteilt haben. Deswegen empfiehlt sich für mich ein Konzentrationsstil "auf Reisen", also z.B. während Zugreisen oder halt beim Laufen. Oder in der Straßenbahn, aber das nur am Rande.

Jedenfalls verhält es sich so, dass ich am Freitag nach Berlin musste und dort vom HBf mit der einen Straßenbahnlinie eine Station fahre und dann mit einer anderen ein paar weitere. Von der Distanz wäre das in Berlin eine "Kurzstrecke" für 1,20€, wegen der unterschiedlichen Linien aber eine "Normalfahrkarte" für 2,10€. Freitagmorgen war die Bahn der ersten Linie proppevoll und jemand war damit beschäftigt, sich eine Fahrkarte zu kaufen. Weil der Automat sein Zwei-Euro-Stück aber nicht leiden konnte, zog sich das hin. Und zwar bis zur nächsten Station, an der ich die Bahn verließ. In diesem Fall immer noch ohne Fahrkarte. Zeitgleich lief übrigens in dieser Bahn eine Fahrkartenkontrolle ab, die mich jedoch zum einen wegen des Füllgrades der Bahn mit Personen nicht tangierte und zum anderen nicht, weil ja besagte Person vor mir sein Zwei-Euro-Stück nicht im Automaten unterbrachte, den Automaten daher blockierte.

Beim Einstieg in die zweite Linie habe ich mir dann eine "Kurzstrecken"-Fahrkarte gekauft. Handelte sich ja nur noch um diese billigere Variante. Ich bin also ein Betrüger, habe ja die erste Linie - sogar unter Aufsicht der Kontrolleure - unbezahlt benutzt. Aber da wollen wir mal nicht so genau sein bei den Preisen. Das, was noch zu bezahlen war, war halt nur noch eine "Kurzstrecke".

Ich fühle mich aber, das sagte ich bereits, zum Teil als Sau. Soviel sei zugegeben. Das liegt aber auch ein kleines bißchen daran, dass der Fahrkartenautomat in der zweiten Linie mir als Wechselgeld nicht die erforderlichen 80 Eurocent angeboten hat, sondern deren gleich 85. Ich habe die Berliner Verkehrsbetriebe am besagten Freitag regelrecht von vorn bis hinten beschissen. Und zwar um sagenhafte 95 Cent.

Ich bin also, daran bleibt kein Zweifel, eine einwandfreie Sau!

[Juristischer Hinweis: Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Hand aufs Auge und gezwinkert!]

Mein Schmuckstück



Es war ein ein Akt.
Mich dazu durchzuringen endlich nicht mehr all mein Geld an irgendwelchen Theken zu lassen, sondern es mal in meine Zukunft zu investieren.

Als ich mich zu diesem Entschluss endlich durchgerungen hatte, dauerte es auch "nur" 1,5 Jahre, bis ich das Objekt meiner Begierde endlich gefunden hatte.
Ich wollte ja nicht irgendwas.
Ich wollte etwas zentrales, mit Balkon und für den Zweifel leicht zu vermieten.
Charakter sollte es haben!

















Ja, und nun haben wir vor kurzem erst 1-jähriges gefeiert.
Meine "süße" und ich.



O.

Urlaub und so...


...gab's dieses Jahr nicht wirlich. Dieses Bild hat viel mehr eine Alibifunktion und zeigt eine morgendliche Karterstimmung in Kumpelsgarten, einem wenig idyllischen Plätzchen in meiner Nachbarschaft.

SO...

...Freunde der Nacht. Ich weiß, es war lange ruhig um mich. Aber da ich heute auf den Seiten einer Bekannten den Link zu meinem -einst vergessenen- Blog gefunden habe, feiere ich nun eine kleine Release-Party und nehme mir fest vor, euch mit geistigen Ergüssen wieder an meinem Leben teilhaben zu lassen.

Keep O.n rockin'!